Künstler schufen auf Andechser Klosterwiese drei neue Werke

Seidel glänzen in der Sonne

ANDECHS – Zum 21. Mal haben sich drei Künstler im Kloster Andechs dem Thema „Kunst und Bier“ gewidmet. Ausgewählt wurden sie aus 43 Bewerbern. Zur Jury gehörte auch Pater Anno Bönsch. „Da fiel uns, wie stets, auch heuer die Wahl äußerst schwer“, sagt Organisator Hubert Huber. Er freut sich, dass das Kloster Andechs eine große Anziehungskraft auf Künstler weit über die Landesgrenzen hinaus ausübt. 

Das Besondere an der einwöchigen Veranstaltung ist die Einbeziehung der Öffentlichkeit: Bei hochsommerlichen Temperaturen konnten Kunstinteressierte die Phasen des Werdens beobachten und den drei Künstlern über die Schulter schauen. Im Rahmen der Andechser Ferienwoche durften sogar elf Kinder zwischen sieben und elf Jahren selbst tätig werden, was Bürgermeister Georg Scheitz bei der Finissage lobend erwähnte. 

Aus Istanbul war die Künstlerin Evrim Kilic angereist. Sie hantierte mit der Motorsäge. Huber lief es beim Zuschauen gelegentlich kalt den Rücken herunter. Die international bekannte Künstlerin, die über einen in Carrara erworbenen Master-Abschluss in Bildhauerei verfügt, nannte ihre Andechser Holzplastik „Young Artist“. Sie ist aus einem Eichenstamm entstanden und stellt einen Bildhauer dar, der mit Bierseidel und seinen Werkzeugen auf einem hölzernen Fass steht. Der Standort der bemalten Skulptur ist besonders passend, denn sie begrüßt zünftig die Besucher, die vom Parkplatz kommen. In ihrem noch jungen Leben hat die Türkin bereits 35 großformatige Skulpturen aus Holz, Stein, Marmor und Granit geschaffen, die auf der ganzen Welt Liebhaber fanden. 

Zwei Jahre zu sehen

Die auf der Klosterwiese entstandenen Arbeiten können erworben werden. Die Künstler haben sich lediglich verpflichtet, ihre Werke mindestens zwei Jahre zur Betrachtung durch kunstinteressierte Klosterbesucher und Spaziergänger am Ort zu lassen.

Neugierige Blicke auf sich ziehen die drei schräg übereinander stehenden Bronze-Maßkrüge in Naturgröße von Alfred Seidel. Der Künstler war schon einmal 2003 in Andechs dabei. Er ist Bildhauer und Lehrbeauftragter an der Universität Passau. Seine in der Sonne glänzenden Behältnisse hat Seidel an Ort und Stelle gegossen, wobei ihm ein Krug aus Glas als Modell diente. Alle drei stehen übereinander auf einem zwei Meter hohen Unterbau. 

Zeit für ein Bier?

Mit einer weiteren Künstlerin schließt sich heuer der Kreis der Ausstellenden: Ulrike Ströbele arbeitet als Steinbildhauer- und Steinmetzmeisterin auf ihrem Hof in Untergriesbach. Sie hat eine Bier-Sonnenuhr aus Granit realisiert, wobei sie die Frage stellt: „Wann ist die richtige Zeit für ein Bier?“ Nachdem die Künstlerin die Köstlichkeiten, die zum Biergenuss gehören, plastisch aus Ton modelliert und gebrannt hat, regt sie Besucher zu diesen leiblichen Genüssen an.

Renate Reitzig 

17.09.2023 - Bistum Augsburg